Der Welthunger-Index (WHI) ist ein Instrument, mit dem die Hungersituation sowohl weltweit als auch in ausgewählten Regionen und Ländern umfassend dargestellt wird.1 Er wird jedes Jahr vom Internationalen Forschungsinstitut für Ernährungs- und Entwicklungspolitik (IFPRI) berechnet, um damit die Fortschritte – oder deren Ausbleiben – bei der Reduzierung des Hungers zu bewerten. Der WHI soll zu gesteigertem Bewusstsein und Verständnis für Unterschiede zwischen Regionen und Ländern im Kampf gegen den Hunger beitragen. Wir hoffen, dass dieser Bericht und die Sensibilisierung für dieses Thema helfen, weltweite Initiativen zur Hungerbekämpfung anzustoßen.
Wenn der WHI-Wert eines Landes ansteigt, weist dies auf eine Verschlechterung der Hungersituation hin. Eine Verringerung des Wertes kennzeichnet dagegen eine Verbesserung der Hungersituation.
Die Werte basieren auf Originaldaten für die vier Indikatoren. Die Basisdaten für diese Indikatoren werden von den internationalen Organisationen, die sie zusammentragen, kontinuierlich überprüft, was sich in den jährlichen WHI-Berichten widerspiegelt. Der WHI 2015 spiegelt Daten und Projektionen auf Länderebene aus dem Zeitraum 2010 bis 2016 wider. Methodik
Die vier Indikatoren sind:
Hunger ist ein Problem mit vielen Dimensionen. Um die verschiedenen Dimensionen des Hungers widerzuspiegeln, umfasst der WHI vier Indikatoren zur Berechnung der Index-Werte. Bei der Messung von Hunger bietet dieser multidimensionale Ansatz mehrere Vorteile. Er berücksichtigt sowohl die Versorgungslage der Bevölkerung insgesamt als auch die Ernährungslage von Kindern, einer besonders gefährdeten Gruppe, bei der eine Unterversorgung mit Nahrungsenergie, Proteinen oder Mikronährstoffen (also mit lebenswichtigen Vitaminen und Mineralstoffen) zu einer erhöhten Gefährdung durch Krankheit, einer mangelhaften körperlichen und geistigen Entwicklung oder zum Tod führt. Darüber hinaus kann durch die Kombination unabhängig voneinander gemessener Indikatoren der Einfluss zufallsbedingter Messfehler verringert werden.
Der WHI 2015 wurde für 117 Länder ermittelt, für die Daten zu allen vier Indikatoren verfügbar sind und für die eine Berechnung des Hungerniveaus besonders relevant erscheint. Einige einkommensstarke Länder wurden bei der Berechnung des Index nicht einbezogen, da die Verbreitung von Hunger dort sehr gering ist.
Die Basisdaten des WHI werden von den internationalen Organisationen, die sie zusammenstellen, kontinuierlich überprüft, was sich in den WHI-Berichten widerspiegelt. Diese Korrekturen führen zu einer stetigen Verbesserung der Datenqualität, haben jedoch gleichzeitig zur Folge, dass die WHI-Werte aus Berichten verschiedener Jahre nicht miteinander vergleichbar sind. Außerdem können wegen der in diesem Jahr überarbeiteten Formel keine direkten Vergleiche zwischen den Ergebnissen dieses Berichts und den Werten früherer WHI-Berichte angestellt werden. Der vorliegende Report führt jedoch neben dem aktuellen WHI-Wert vier weitere Referenzjahre auf, nämlich 1990, 1995, 2000 und 2005. Sie wurden allesamt unter Verwendung der überarbeiteten Formel errechnet und erlauben so fundierte Vergleiche von Hungerwerten im Verlauf der Zeit.
Der WHI kann nur so aktuell sein wie die Daten zu den vier Indikatoren, auf denen er beruht. Der diesjährige WHI berücksichtigt auf Länderebene Zahlen und Projektionen für die Jahre 2010 bis 2016. Damit spiegelt er die Hungerwerte während dieses Zeitraums wider, anstatt lediglich die Situation im Jahr 2015 festzuhalten.3
Die vorliegenden WHI-Werte für 1990, 1995, 2000, 2005 und 2015 wurden auf Grundlage der aktuellsten überarbeiteten Daten für die vier Indikatoren errechnet. Die WHI-Werte für 1990 basieren auf Daten von 1988 bis 1992, die WHI-Werte für 1995 basieren auf Daten von 1993 bis 1997, die WHI-Werte für 2000 basieren auf Daten von 1998 bis 2002, die WHI-Werte für 2005 basieren auf Daten von 2003 – 2007 und die Werte für 2015 basieren auf Daten und Projektionen von 2010 bis 2016. Soweit keine Originaldaten vorlagen, wurden auf Grundlage der aktuellsten verfügbaren Werte Schätzungen für die WHI-Indikatoren vorgenommen. In der Tabelle finden sich Detailinformationen über die Datenquellen und die Berechnung der Werte des WHI 1990, 1995, 2000, 2005 und 2015.
In diesem Jahr wurden die WHI-Werte nach einer überarbeiteten und verbesserten Formel berechnet. Untergewicht bei Kindern als einziger Indikator kindlicher Unterernährung wurde durch zwei Indikatoren ersetzt, Auszehrung bei Kindern und Wachstumsverzögerung bei Kindern, die in den WHI-Berechnungen gleich gewichtet sind. Außerdem werden künftig alle Einzelindikatoren standardisiert, damit ihr jeweiliger Beitrag zum Gesamtindex und zu Veränderungen bei WHI-Werten im Verlauf der Zeit ausgeglichen werden kann.
Nein, wegen fehlender Daten konnten nicht alle Länder bewertet werden. Der vorliegende Bericht enthält keine WHI-Werte für Bahrain, Bhutan, Burundi, die Demokratische Republik Kongo, Eritrea, Katar, die Komoren, Libyen, Oman, Papua-Neuguinea, Somalia, den Sudan, den Südsudan und Syrien. Burundi, die Demokratische Republik Kongo, Eritrea, die Komoren, Papua-Neuguinea, Sudan und Südsudan (letztere wurden im vergangenen Jahr noch als ein Land berechnet) hatten im WHI-Bericht von 2014 „sehr ernste“ oder „gravierende“ Werte. Die Demokratische Republik Kongo wies im WHI- Bericht von 2011 den höchsten Wert aller Länder auf. Seitdem war es aufgrund fehlender Daten nicht mehr möglich, einen WHI-Wert für dieses Land zu errechnen.
Weitere Fortschritte bei der Erhebung hochwertiger Daten würden zu einer vollständigeren und aktuelleren Einschätzung der weltweiten Hungersituation beitragen und damit eine bessere Steuerung der Maßnahmen zur Hungerbekämpfung erlauben.
Hintergrundinformationen zum WHI-Konzept sind zu finden in Wiesmann (2004) und Wiesmann, von Braun und Feldbrügge (2000). ↩
Jüngsten Schätzungen zufolge ist Unterernährung für 45 Prozent der Todesfälle von Kindern unter fünf Jahren verantwortlich (Black et al. 2013). ↩
Die aktuellsten Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (Food and Agriculture Organization of the United Nations, FAO) zur Unterernährung enthalten Prognosen für 2014–2016, die in die Berechnung des WHI 2015 einflossen (FAO, IFAD und WFP 2015). ↩